April /

15

/ 2019

article

Einsamkeit, Soziale Isolierung

Einsamkeit und kognitive Einschränkungen

lauth

Einsamkeit und soziale Isolierung sind in den letzten Jahren zu einem wichtigen Thema der Gesundheitsforschung geworden. Dabei wird besonders dem Zusammenhang zwischen sozialer Isolierung und psychischen Störungen nachgegangen. Die vorliegende Veröffentlichung bedient sich dazu einer Metaanalyse, in der 8 Studien aus den Jahren 2000 bis 2018 ausgewertet werden. Diese Studien spüren dem Zusammenhang zwischen Einsamkeit und kognitiven Einschränkungen bis hin zur Demenz bei älteren Menschen nach.

Die Metaanalyse beruht auf 8 Längsschnittstudien mit 33.555 Personen (Altersspanne 64.9 bis 83.1 Jahre). Diese Studien wiesen zumindest eine Grundrate zum kognitiven Funktionsniveau sowie zumindest eine spätere Nachuntersuchung auf. Die Einsamkeit wurde mit unterschiedlichen Verfahren gemessen (Selbstberichte, Einsamkeitsskalen, einzelne Fragen); das kognitive Funktionsniveau wurde aus klinischen Beurteilungen, Selbstbewertungen der befragten Personen, medizinischen Diagnosen, Krankenakten, Laborteste etc. erschlossen, wobei eine befriedigende Übereinstimmung zwischen zwei unabhängigen Beurteilern aus dem Team der Autoren erreicht worden war (Kappa 0,82).

Im Ergebnis zeigt sich, dass Einsamkeit mit einem deutlich erhöhten Risiko zur Demenz verbunden ist. Dieses Risiko wird anhand eines Relativen Risikos (RR) berechnet. Dieser Wert drückt aus, um wie viel größer das Risiko in der Gruppe einsamer Menschen gegenüber Menschen ohne Einsamkeit ist, an Demenz zu erkranken. Werte > 1 belegen ein großes Risiko. Im Ergebnis wird über alle 8 Studien Relatives Risiko von 1.26 ermittelt, was auf ein großes Risiko hinweist.

Die Primärstudien ließen keinen Schluss zu, ob soziale Isolierung auch mit milden kognitiven Einschränkungen verbunden ist. Deshalb machen die Autoren nur Aussagen darüber, ob sich das Risiko einer Demenz durch Einsamkeit erhöht. Das ist in allen Studien, auf die die Metaanalyse zurückgreift, in hohem Maße der Fall.

Kommentar:
Bereits seit Längerem wird über die abträgliche Wirkung der Einsamkeit spekuliert und Einsamkeit als gesundheitliches sowie gesellschaftliches Problem erkannt. Großbritannien hat deshalb ein eigenes Ministerium geschaffen (Ministerium für Einsamkeit; Ministerin Tracey Crouch), um die soziale Isolierung ganzer Personengruppen einzudämmen. Die vorliegende Metaanalyse belegt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Einsamkeit und Demenz, wobei das Einsamkeitserleben als risikoerhöhende Vorbedingung für Demenz und kognitive Beeinträchtigungen gesehen wird. Damit wird eine erste, jedoch noch vorläufige Zusammenschau vorgelegt.

Lara, E., Martín-María, N., De la Torre-Luque, A., Koyanagi, A., Vancampfort, D., Izquierdo, A., & Miret, M. (2019). Does loneliness contribute to mild cognitive impairment and dementia? A systematic review and metaanalysis of longitudinal studies. Ageing research reviews.