Dezember /

06

/ 2018

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Gesundheitsökonomische Studie findet erhebliche direkte und indirekte Kosten von ADHS

lauth

Da die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung zu den häufigsten vorkommenden Verhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen zählt, und vermutlich eine weit höhere Zahl Erwachsene von ADHS betroffen ist, als bisher angenommen, ist von einer erheblichen volkswirtschaftlichen Bedeutung der Störung auszugehen. Ein Beitrag von Schlander et. al. erörtert die gesundheitsökonomische Bedeutung der ADHS in Deutschland.Übereinstimmend wurden in verschiedenen amerikanischen Analysen für ADHS PatientInnen höhere medizinische Kosten für Arztbesuche und Medikamente (direkte Kosten) im Vergleich zu Kontrollgruppen berichtet. Eine Analyse der Nordbaden-Datenbank des Jahres 2003 durch die AutorInnen ergab durchschnittliche Mehrkosten für die Behandlung von 7-12-jährige ADHS PatientInnen von 380 €. Legt man die Zahl von 500.000 betroffener Kindern und Jugendlichen zugrunde, ergeben sich Ausgaben von 190 Mio. € für die GKV für die ambulante Versorgung von ADHS-PatientInnen in Deutschland. Für die stationäre Behandlung kämen noch mal 260 Mio. € hinzu. US-amerikanischen Untersuchungen legen darüber hinaus den Schluss nahe, dass bei Angehörigen von ADHS-PatientInnen mit um etwa 60% höheren medizinischen Kosten im Vergleich zu Angehörigen von Kontrollpersonen gerechnet werden muss. Es zeigte sich auch, dass ADHS-PatientInnen aller Altersgruppen ein um 70% erhöhtes Unfallrisiko hatten.
Aus den bisher vorliegenden Schätzungen zur Größenordnung der gesamten volkswirtschaftlichen Belastung – überwiegend aus den USA – geht hervor, dass die indirekten Kosten von ADHS die direkten medizinischen Kosten bei weitem übertreffen. In einer amerikanischen Studie gaben 46% der befragten Erziehungsberechtigten von ADHS-Kindern an, ihre Arbeitszeiten als Folge des ADHS ihres Kindes reduziert zu haben. 11% der Befragten berichteten, ihre Berufstätigkeit ganz aufgegeben zu haben. Etwa 15% der Eltern gaben an, den Arbeitsplatz gewechselt zu haben. Über das Jahr ergaben sich so durchschnittlich 39 Fehltage wegen ADHS-bezogener Probleme des Kindes. Für Deutschland wurde in einer Erhebung für Erwachsene, von ADHS betroffene statistisch signifikant höhere Ausfallzeiten von ca. 20 Tagen im Jahr ermittelt.
Vor diesem Hintergrund kommen die AutorInnen zu dem Schluss, dass der Prüfung und Dokumentation der Wirtschaftlichkeit der Versorgung von ADHS-PatientInnen in Zukunft eine wachsende Notwendigkeit zu kommt.

Schlander, M., Trott, G. E., & Schwarz, O. (2010). Gesundheitsökonomie der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung in Deutschland. Der Nervenarzt, 81(3), 301-314.