Juli /

31

/ 2018

article

Medikation, Kinder- und Jugendpsychotherapie, Nebenwirkungen

Interaction between Pharmacotherapy and Psychotherapy in Anxiety Disorders

lauth

The Potential Role of latrogenic Comorbidity in the Interaction between Pharmacotherapy and Psychotherapy in Anxiety Disorders

Der Nutzen von Psychopharmaka wird seit langem kontrovers diskutiert - zumeist von sattsam bekannten Vorgaben aus. Unabhängige und gut angelegte Untersuchungen sind eher selten. Nun hat eine italienisch-amerikanische Arbeitsgruppe einen Überblicksartikel vorgelegt, der die Kombination von kognitiver Verhaltens- und pharmakologischer Therapie behandelt.

Basis sind vier qualitativ hochwertige und gut angelegte Einzelstudien zur Therapie von Angststörungen. Die Studien gelangen zu dem Ergebnis, dass die zusätzliche Gabe eines Benzodiazepins oder eines Antidepressivums zu einer kognitiven Verhaltenstherapie das Behandlungsergebnis im Vergleich zu Placebo beim Follow-up verschlechtert. Die Autoren formulieren die Hypothese, dass jede Art von Behandlung mit einem psychotropen Medikament das Risiko für weitere psychopathologische Probleme erhöht, besonders nach längerfristiger Einnahme. Sie schlußfolgern, dass diese Risiken auch nach Absetzen des Medikamentes nicht mehr abklingen. Vielmehr halten sie die eingetretenen Veränderungen für dauerhaft und nicht wie im Falle von Entzugsreaktionen auf eine kurze Phase begrenzt. Die Risiken können auch nicht unter den Oberbegriffen „unerwünschte Ereignisse“ oder „Nebeneffekte“ zusammengefasst werden.

Vielmehr müsse man von einer „iatrogrenen Komorbidität“ sprechen. Gemeint ist, dass sich im Verlauf der Therapie ungünstige Wirkungen ergeben, die mit den vorher angewendeten Behandlungsmethoden in Zusammenhang stehen.
Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer solchen weiteren Begleiterkrankung sollte in der klinischen Praxis berücksichtigt werden: Die gleichzeitige Anwendung von Pharmakotherapie und Psychotherapie kann – so die abschließende Erkenntnis - kurzfristig Fortschritte erzielen, die Kosten, die aber erst zu einem späteren Zeitpunkt spürbar werden, würden den Nutzen aber weit überwiegen.

Kommentar: Der Versuch, den Nutzen einer Kombinationsbehandlung zu bewerten, ist zu loben. Die Autoren legen einen ersten Überblick vor, der nur auf vier, allerdings hochwertigen, Einzelfallstudien besteht.

Quellen:
Fava, G. A., Benasi, G., & Cosci, F. (2017). The Potential Role of Iatrogenic Comorbidity in the Interaction between Pharmacotherapy and Psychotherapy in Anxiety Disorders. Verhaltenstherapie, 27(4).