Dezember /

06

/ 2018

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Kinder mit ADHS regulieren ihre negativen Emotionen weniger erfolgreich

lauth

Dass Kinder mit ADHS Schwierigkeiten beim strategischen Vorgehen und Planen von kognitiven Aufgaben haben ist bereits hinlänglich bekannt. Wie ist aber um den Umgang mit Emotionen bestellt? Eine neuere Studie stellt auch hier strategische Defizite fest. Darüber hinaus räumen die Forscher der Emotionsregulation einen großen Stellenwert für den weiteren Lebensweg dieser Kinder ein. Sie geben Hinweise wie ihr Befund in einer Therapie von ADHS berücksichtigt werden kann.
In der Studie wurden 21 Kinder mit und 20 Kinder ohne ADHS untersucht (die Altersspanne 10-13 Jahren). Alle Kinder mit ADHS hatten eine sichere Diagnose nach ICD-10 (F90.0 N=18; F90.1 N=3), 18 von ihnen wurden mit Methylphenidat behandelt. Die Kinder der Kontrollgruppe waren hingegen unauffällig. Alle Kinder füllten den Fragebogen zur Emotionsregulation bei Kindern und Jugendlichen aus (FEEL-KJ, Grob & Smolenski, 2005), die Eltern beantworteten den Fragen zu ihren Stärken und Schwächen (SDQ, Worner, Becker & Rothenberger, 2004) und ihren Umgang mit negativen Emotionen (Trauer und Angst).
Ergebnisse
Die ADHS – Kinder setzen deutlich seltener als die gesunden Kontrollprobanden adaptive Strategien ein, um ihre Gefühle zu lenken. Sie nutzen adaptive Strategien wie „Kognitives Problemlösen“, „Problemorientiertes Handeln“, „Stimmung anheben“, „Umbewertung“ und „Zerstreuung“, die ihnen den Umgang mit negativen Gefühlen erleichtern könnten. Zudem suchen die ADHS- Kinder seltener „Soziale Unterstützung“.
Insofern bestätigt sich die Erwartung, dass ADHS-Kinder seltener Strategien zur Steuerung ihrer Emotionen einsetzen. Dies trifft in ganz besonderem Maße für Kinder mit zusätzlichen komorbiden Störungen zu.
Bewertung
Die Studie unterstreicht, dass Gefühle und deren Steuerung in der Therapie von ADHS – Kindern und Jugendlichen berücksichtigt werden sollten. Beispielsweise sollte die Kinder und Jugendlichen lernen, wie sie ihre Selbstwirksamkeit beispielsweise durch Erlernen von Selbstinstruktionstechniken und Selbstkontrolle stabilisieren können. Laut einer breit angelegten Untersuchung von Moffit et.al. (vgl. Artikel „Selbstkontrollfähigkeit im Kindesalter sagt Gesundheit und Wohlstand voraus“) haben Selbstkontrollfähigkeiten einen deutlichen Einfluss auf Gesundheit und Wohlstand. Eine unzureichende Selbststeuerungsfähigkeit beeinträchtigt die Entwicklung maßgeblich.
Quelle:
Schmitt, K., Gold, A., Rauch, W.A. Defizitäre adaptive Emotionsregulation bei Kindern mit ADHS. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 40 (2), 2012, 95-103.
Grob, A. &Smolenski; C. (2005). Fragebogen zur Erhebung der Emotionsregulation bei Kindern und Jugendlichen (FEEL-KJ). Bern: Huber.
Moffitt, T. E., Arsenault, L., Belsky, D., Dickson, N. Hancox, R. J., Harrington. H.L. Houts, R., Poulton, R., Roberts, B. W. Ross, S. Sears, M.R., Thomson, W. M. & Caspi, A. (2011). A gradient of childhood selfcontrol predicts health, wealth, and public safety. Proceedings of the National Academy of Sciences, 108, 2693–2698.
Woerner, W., Becker, A. & Rothenberger, A. (2004). Normative Data and scale properties of the German parent SDQ. European Child and Adolescent Psychiatry, 13, 11-16.