Dezember /

06

/ 2018

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Sommercamp für ADHS Kindern zeigt Verbesserung von Konzentration und Ausdauer im Vorher-Nachher Vergleich

lauth

45 ADHS Kinder in einem speziellen Sommercamp, zwei Wochen lang. Es wird gespielt aber auch gezielt geübt. Vor allem gibt es Belohnungen in Form von Punkten. Das Programm umfasst gezielte aber kurze Übungen zur Konzentration und Ausdauer sowie Spiele und Sport für die soziale Kompetenz. Im Vorher – Nachher Vergleich zeigen sich deutliche Fortschritte bei der Aufmerksamkeitsleistung und der Selbststeuerung.
In der Studie nahmen 45 Kindern zwischen 7 und 14 Jahren (37 Jungen, 8 Mädchen) teil. Alle entweder mit der Diagnose einer Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung (F90.0), einer hyperkinetischen Störung des Sozialverhaltens (F90.1) oder einer Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität. Das Camp fand zwei Wochen lang in den Sommerferien von morgens 8 Uhr bis 17.30 Uhr statt. Vier Übungen (je 30 Minuten lang) waren in jeden Tag eingestreut: 10 Min. Rechenaufgaben, 5 Min. Deutschaufgaben, und 15 Min. Quiz-Spiel „Wer wird Millionär“. Damit sollten Konzentration, Aufmerksamkeit und Ausdauer geschult werden.
Zusätzlich wurden täglich zwei Übungen zum sozialen Verhalten durchgeführt. Beispielsweise ein Theaterstück einüben („Wo die wilden Kerle wohnen“) oder eine Reportage anfertigen, die am letzten Tag für die Eltern und Geschwistern aufgeführt wurden.
Daneben erhielten die Kinder ein Entspannungstraining, es wurde Sport gemacht und gespielt – Dart, Tischtennis, Basketball etc. Über alle Situationen hinweg wurde ein Punktesystem (Tokensystem) eingeführt, mit dem unerwünschtes Verhalten abgebaut und erwünschtes Verhalten unterstützt werden sollte. Wenn sich die Kinder an die aufgestellten Regeln hielten und kooperativ waren, gab es Punkte. Und am Tagesabschluss wurden die Aktivitäten noch einmal nachvollzogen, die gesammelten Punkte (Token) zusammengezählt und der Tagessieger bestimmt. Frühstück und Mittagsessen gab es auch.
Geschult und verbessert werden sollten Impulskontrolle, Frustrationstoleranz, Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeit. Trat das ein? Ja, wie die Forscher im Vergleich mehrerer Testwerte zeigen, die vor und nach dem Camp erhoben wurden: Es werden mittlere bis hohe Effektstärken (.34 bis .73) erreicht. Am meisten verbessert sich die kognitive Flexibilität aber auch die Aufmerksamkeitsleistung und Fähigkeit zur exekutiven Kontrolle.
Kommentar
Sommercamps sind in den englischsprachigen Ländern beliebt, weil sich Therapie und Erholung kombinieren lassen. Zudem bieten sie viele kindgerechte Möglichkeiten, um Aufmerksamkeit und soziales Verhalten zu üben. Die vorliegende Studie zeigt, wie nützlich die Idee ist. Nach kurzer Zeit stellten sich die gewünschten Ergebnisse zum größeren Teil ein. Ungeklärt bleibt noch, ob sie auch überdauern. Deshalb wäre eine Nachuntersuchung interessant. Uns würde auch interessieren, wie zufrieden Eltern und Lehrer mit dem Erfolg des Sommercamps waren und welche Wirksamkeit das Camp bei Kindern ohne Medikation hat.
Es wäre wünschenswert, wenn die Idee eines speziellen Feriencamps für ADHS Kinder Verbreitung fände. Die vorliegende Studie ermutigt dazu – trotz des erheblichen Aufwandes, den das Feriencamp macht.
Quellen:
Toussaint, A., Pertermann F., Schmidt, S., Petermann U., Gerber von Müller, G., Sinatchin, M. Und Gerber, W.D. Wirksamkeit verhaltenstherapeutischer Maßnahmen auf die Aufmerksamkeits- und Exekutivfunktionen bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS. Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 59 (1), 2011, 25-36
Gerber von Müller, G., Petermann U., Petermann F., Niederberger U., Stephanie U., Siniatchkin, M. & Gerber, W.D. Das ADHS Summercamp – Entwicklung und Evaluation eines multimodalen Programms. Kindheit und Entwicklung, 18. 162-172