April /

15

/ 2019

article

Verlauf psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen (Ergebnisse aus der Bella Studie)

lauth

Die Bella Studien untersuchten eine repräsentative Stichprobe von 1255 Kindern und Jugendlichen; die bisherigen Ergebnisse beziehen sich auf vier Erhebungen über eine Zeitspanne von sechs Jahren hinweg. Die Verlaufsstudie gibt genauere Hinweise über die „Wanderungsbewegungen“ zwischen psychischer Gesundheit und psychischen Störungen.

Ihre Ergebnisse machen deutlich, wie veränderlich der psychische Gesundheitsstatus bei den Kindern und Jugendlichen ist (Ravens-Sieberer, Otto, Kriston et al., 2015):

  • bei 15,5% (n=194) verschwand die psychische Störung (diskontinuierliche Entwicklung)
  • bei (nur) 2,9% (n=36) bestand eine durchgängige psychische Störung über alle vier Erhebungszeitpunkte und über die sechs Jahre hinweg (kontinuierlich negative Entwicklung)
  • 74,3% (n=933) blieben über den Gesamtzeitspanne und alle vier Erhebungen hinweg frei von psychischen Störungen (kontinuierlich positive Entwicklung)
  • Bei den vier Erhebungszeitpunkte verschwanden jedoch auch zwischen 48,5 und 69,9% der psychischen Störungen (die psychische Störung ist nicht mehr festgestellt, sogenannte Remission)
  • und zwischen 6,6 und 7,8% der psychisch gesunden Kinder / Jugendliche entwickelten eine psychische Störung.

Es finden also beträchtliche „Wanderungsbewegungen“ statt. Die Störung kann fortbestehen aber auch verschwinden, sie kann sich auch deutlich verschlechtern und in eine schwerwiegendere Problematik übergehen. Der Prozentsatz durchgängig problematischer Kinder ist jedoch vergleichsweise gering (nur 2,9% waren durchgängig auffällig, siehe oben).

Kommentar:
Dieses Ergebnis stimmt mit den Erkenntnissen der Entwicklungspsychopathologie überein. Danach verlaufen die psychischen Auffälligkeiten ganz unterschiedlich: eine psychische Störung kann fortbestehen, eine psychische Störung kann remittieren (Genesung), die bisherige psychische Gesundheit in eine psychische Störung einmünden oder die bisherige psychischen Gesundheit fortbestehen. Man unterscheidet mithin zwischen diskontinuierlichen und kontinuierlichen Verläufen. Dieser Verlauf wird aber nur in Längsschnittstudien sichtbar. Studien also, die eine möglichst unausgelesene Ausgangsgruppe über mehrere Jahre begleiten.

Ravens-Sieberer, U., Otto, C., Kriston, L., Rothenberger, A., Döpfner, M., HerpertzDahlmann, B., Barkmann, C., Schön, G., Hölling, H., Schulte-Markwort, M. & Klasen, F.
(2015). The longitudinal BELLA study: design, methods and first results on the course of
mental health problems. European Child & Adolescent Psychiatry, 24(6), 651-663.