Juni /

11

/ 2019

article

Web basierte Interventionen, ADHS in der Schule, Lehrkräfte

Web basierte Interventionen bei ADHS in der Schule

Corkum, Elik, Blotnicky-Gallant, McGonnell, McGrath

Um die Akzeptanz, Zufriedenheit und die Wirksamkeit von Web basierten Interventionen zu prüfen, unternahm eine kanadische Arbeitsgruppeaus Neuschottland einen Versuch mit 58 Grundschullehrkräften, die Kinder mit einer mit einer Diagnose auf ADHS in ihrer Klasse hatten. Die Lehrkräfte wurden per Zufall einem Webbasierten Programm oder einer Wartekontrollgruppe zugewiesen. Gemessen wurden der Rückgang der ADHS Symptomatik bei den Schulkindern sowie das Ausmaß der Handlungssicherheit bei den beteiligten Lehrkräften (gemessen daran, ob sie weitere Hilfen für den Umgang mit den Schulkindern benötigten).

Innerhalb von 6 Sitzungen wurde den Lehrkräften bewährte Strategien zum Umgang mit der ADHS-Problematik vermittelt:

  • Sitzung 1: Allgemeine Mythen über ADHS sowie Informationen zur Ätiologie und wirksamen Umgang mit der Problematik
  • Sitzung 2: Aufgaben des Lehrers beim Unterrichten von Kindern mit ADHS, Rolle der Lehrer-Eltern-Beziehung, einen Teamansatz in der Unterrichtung der Kinder einnehmen und vertreten, Ziele für die Intervention
  • Sitzung 3: Informationen, die den Lehrkräften einen strukturierten Umgang mit der ADHS-Problematik nahelegen (Erhöhung positiver Verhaltensweisen, Reduzierung unerwünschten Verhaltens)
  • Session 4: Gestaltung des Klassenzimmers, Hausaufgaben, positive Beziehung zu den Kindern mit ADHS aufnehmen
  • Sitzung 5: wirksame Anweisungen geben; Umgang mit konkreten Lernschwierigkeiten
  • Sitzung 6: Lernerfolge sichern; metakognitive und selbstregulatorische Handlungen sowie Selbstbeobachtung (Monitoring) bei den Schülern unterstützen.

Die Lehrkräfte nahmen außerdem an moderierten Diskussionsforen im Internet teil und konnten online einen “ADHS-Coach“ kontaktieren. Die Ergebnismessungen wurden online 6 Wochen nach der Maßnahme vorgenommen. Im Ergebnis verbesserte sich die ADHS Symptomatik in der Wahrnehmung der Lehrkräfte (nicht aber in der Wahrnehmung der Eltern), die Lehrer benötigten zudem weniger Hilfen. Die teilnehmenden Lehrer zeigten sich mit der Methode sehr zufrieden. Infolgedessen Schließen die Autoren auf die Brauchbarkeit und Nützlichkeit der angewandten Methode.

Kommentar:
Es handelt sich eher um einen ersten „Feldversuch“ als um ein wirkliches Experiment. Das Ergebnis ist jedoch ermutigend: Lehrkräfte nehmen an einer kurzen Webbasierten Weiterbildung teil und erreichen nach eigener Einschätzung Erfolge. Man sollte diese Methode unbedingt auch in der Bundesrepublik erproben. Spannend ist die Frage, wie viele Lehrkräfte sich daran beteiligen und mit welcher Stringenz sie bei der Webbasierten Vermittlung bleiben.

Corkum, P., Elik, N., Blotnicky-Gallant, P. A., McGonnell, M., & McGrath, P. (2019). Web-based intervention for teachers of elementary students with ADHD: Randomized controlled trial. Journal of attention disorders, 23(3), 257-269.