Februar /

10

/ 2020

article

Aufmerksamkeitsdefizit, Hyperaktivitätsstörungen, ADHS

Zeitreihenanalyse von kognitiv-behavioralen Interventionseffekten bei Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörungen im Erwachsenenalter

Lauth-Lebens, M., Lauth, G. W, Minsel, W. R.

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Für die Therapie von Erwachsenen mit ADHS wird eine kognitiv-verhaltensbezogene Behandlung empfohlen, die sehr konkret auf die vorliegenden Alltagsprobleme eingeht (z. B. Dinge aufschieben, Termine vergessen, Konto überziehen, schnell in Streit geraten, allzu emotional reagieren). Dabei werden einzelne Fertigkeiten und übergeordnetes Wissen vermittelt. Die Ansätze erweisen sich als erfolgreich und besitzen eine mittlere bis teilweise hohe Wirksamkeit (Effektstärke).

Die Behandlungen erfolgen meistens in einem „Gesamtpacket“ mit ganz verschiedenen Bestandteilen (z. B. Psychoedukation, Entwicklung eines eigenen Störungsmodells, Anregungen zur Tagesgestaltung oder Selbstorganisation, Vermittlung von Kommunikationsfertigkeiten, Fähigkeiten zur Selbststeuerung, soziale Fähigkeiten lernen). Es bleibt unklar was denn eigentlich wirkt.

Die Studie untersucht therapiebegleitend erfasst, wie sich die Symptomatik und die Alltagsbewältigung während einer ADHS-Therapie verändern. Beteiligt waren fünf PatientInnen mit gesicherter ADHS, die eine Einzelbehandlung bestehend aus 16 Therapieeinheiten erhielten. Währenddessen wurden die ADHS-Symptomatik, die exekutiven Funktionen, die allgemeine Alltagsbewältigung und die psychosoziale Funktionsniveau erfasst. Am Ende der Therapie wurden zusätzlich die Zielerreichung und die Zufriedenheit mit der Behandlung erhoben. Die Behandlung folgte dem Therapiemanual nach Lauth und Minsel (2009) und umfasste insgesamt 5 Module, die nacheinander durchlaufen wurden: Einführung und Wissenswertes über ADHS; den Alltag organisieren; eigene Potentiale nutzen; mit anderen kommunizieren; Fortschritt bewahren; Risiken eingrenzen.

Methode. Die Verlaufsdaten wurden innerhalb eines ABA Versuchsplans erhoben: Grundrate (A) mit insgesamt 15 Messzeitpunkten; Behandlungsphase (B) mit 16 - 21 Messzeitpunkten; Nachuntersuchungen (A) mit zwei Messpunkten. Zur Auswertung wurde der Prozentsatz nicht überlappender Daten (PND) aus diesen Phasen berechnet.

Ergebnis: Bei drei Personen ergeben sich befriedigende bis gute Änderungen zum Positiven. Bei zwei Personen sind die Änderungen hingegen gering, die Zufriedenheit mit der Behandlung ist bei ihnen dennoch groß. Mangelnde Fortschritte scheinen eng mit belastenden Lebensereignissen verbunden zu sein (z. B. eine neue Stelle antreten, eine Partnerschaft aufgeben). Die größten Veränderungen gibt es bei der Verringerung der ADHS-Symptomatik. Das Alltagsverhalten – so genanntes Funktionsniveau – und das exekutive Funktionsniveau verbessern sich stark. Zwei PatientInnen haben ihre Ziele bei Therapie umfassend erreicht.

Kommentar:

Die Ergebnisse spiegeln die Individualität der PatientInnen und ihre Lebenssituation wider. Dementsprechend sollten die Behandlungsmodule flexibel im Rahmen eines individuellen Therapieplan eingesetzt werden.

Lauth-Lebens, M., & Lauth, G. W. (2020). Time to (measure) change: Treatment trajectories of cognitive behavioural intervention effects in adults with Attention Deficit/Hyperactivity Disorder. Lernen Und Lernstörungen, 9(1), 49–74. https://doi.org/10.1024/2235-0977/a000288

Lauth G. W., & Minsel, W. R. (2009). ADHS bei Erwachsenen: Diagnostik und Behandlung von Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörungen. Hogrefe Verlag.