Dezember /

06

/ 2018

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Zusammenhang von ADHS, Lebensqualität und Gesundheit bei Jugendlichen

lauth

Das Wohlbefinden und die seelische Gesundheit von Jugendlichen finden in der Gesellschaft ganz besonderes Interesse. Gilt das Jugendalter doch eine sensible und wichtige Übergangsphase, in der rasche Veränderungen stattfinden und wichtige Grundlagen für die weitere Entwicklung gelegt werden. Beeinträchtigt ADHS in dieser Lebensphase das Wohlbefinden und die seelische Gesundheit? Leistet ADHS weiteren Störungen Vorschub? Wie sieht das Störungsbild insgesamt aus? In einer Repräsentativerhebung ließen Forscher der Universität Bremen das Störungsbild von ADHS bei Jugendlichen auf breiterer Ebene untersuchen. Ihre Ergebnisse geben Hinweise für Diagnostik und Therapie.
In einer Repräsentativerhebung wurden 140 Jungen und Mädchen im Alter zwischen 14 und 19 Jahren (Altersdurchschnitt 16 Jahre) untersucht. Neben der ADHS Symptomatik wurden Stresstoleranz, Emotion und Affekt sowie Lebenszufriedenheit erfasst. Außerdem wurde mit gleich zwei Fragebögen die seelische und körperliche Gesundheit erfragt.
Die Auswertung prüft die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Störungsbereichen. Dabei wird deutlich, dass ADHS mit einer geringen Lebenszufriedenheit und erhöhter Depressivität einhergeht.
Andere Bereiche korrelieren hingegen deutlich geringer mit der ADHS Störung. Beispielsweise gibt es nur einen geringen Zusammenhang zwischen ADHS und körperlichen oder anderen seelischen Beschwerden.
Das emotionale Erleben nimmt ebenfalls einen recht zentralen Stellenwert ein, weil es mit verschiedenen Störungsbereichen verbunden ist: Hauptsächlich wiederum mit der Lebenszufriedenheit und der Depressivität, aber auch der Fähigkeit zur Aufmerksamkeitssteuerung.
Ganz zentral für ADHS im Jugendalter sind also die Zufriedenheit mit sich selbst und das emotionale Erleben. Hierin unterscheiden sich die Jugendlichen deutlich von ADHS Erwachsenen, die im Rahmen der gleichen Repräsentativstudie befragt wurden.
Praktische Auswirkung / Anwendung
Die Lebenszufriedenheit der Jugendlichen verdient deutlich stärkere Beachtung. Deshalb sollte die Therapie die Übergangssituation, in der sich die Jugendlichen befinden, begleitend anleiten. Außerdem sollten die unmittelbare Lebensqualität möglichst direkt gefördert und altersangemessene Ziele aufgegriffen werden. Hierfür könnten beispielsweise im Vorfeld der Therapie Ziele von den Jugendlichen formuliert werden, an denen sich die Therapie ausrichtet (Goal Attainment Scaling; siehe Lauth, Breuer & Minsel, 2010).
Zum Abstract: http://www.psycontent.com/content/ep4844g3041qt328/
Quellen:
Tischler, L., Schmidt, S., Petermann, F. & Koglin, U. (2010). ADHS im Jugendalter – Symptomwandel und Konsequenzen für die Praxis. Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 58, 23-34.
Schmidt, S., Waldmann, H.-C., Petermann, F. & Brähler, E. (2010). Wie stark sind Erwachsene mit ADHS und komorbiden Störungen in ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität beeinträchtigt? Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 58, 9-21.
Lauth, G.W., Breuer, J. & Minsel, W.-R. (2010) Goal Attainment Scaling in der Ermittlung der Behandlungswirksamkeit bei der behavioralen Therapie von Erwachsenen mit ADHS- Eine Pilotstudie. Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 58,45-53